Während es die Generation Y bis in die Tagesschau geschafft und Unternehmen (und Hochschulen) sich überlegt haben wie sie sich am besten auf diese anspruchsvolle Generation einstellen, ist die nachfolgende Generation Z fast unbemerkt auf den Arbeitsmarkt gekommen. Gerne wird sie auch mit der Generation Y gleichgesetzt, obwohl sie sich recht deutlich unterscheiden.
Wir haben uns in einer Studie diese Generation Z genauer angeschaut. Wir wollten verstehen, was die Generation Z erwartet – und wie die Arbeitgeber sie wahrnehmen. Arbeitgeber treffen derzeit immer mehr Mitglieder der Generation Z – die sowohl ihre Schul- als auch ihre Universitätsausbildung abgeschlossen haben -, ohne genau zu wissen, was diese Generation wünscht und braucht.
In einem ersten Schritt wurden die Angehörigen der Generation Z (n = 103) zu ihren Arbeitseinstellungen befragt, während in einem zweiten Schritt die Unternehmensvertreter (n = 48) zu ihren Annahmen über die Präferenzen der Jugendlichen befragt wurden. So konnten nicht nur Rückschlüsse auf junge Erwachsene gezogen werden, sondern auch auf das (mangelnde) Wissen ihrer Arbeitgeber.
Wir haben uns 8 Hypothesen näher angesehen:
1. Wunsch nach sicheren Arbeitsverhältnissen
Eine Aussage, die in der Literatur immer wieder zitiert wird, ist der Wunsch der Generation Z, einen sicheren Arbeitsplatz zu haben. Auch Beamtenverhältnisse erscheinen plötzlich wieder attraktiv, weisen sie doch neben der Jobsicherheit oft eine klare Struktur und geregelte Arbeitszeiten auf. Während eine Verbeamtung tatsächlich als attraktiv gesehen wurde, waren in unserer Studie die „Gewinner“ bei der Arbeitgeberattraktivität große Unternehmen. Diese Unternehmen garantieren zwar keine lebenslange Beschäftigung wie staatliche Institutionen, stellen aber dennoch eine wirtschaftliche Stabilität dar und bieten daher eine gewisse Sicherheit, die für die Generation Z attraktiv ist.
2. Materielle Anreize weniger wichtig
In der Umfrage gaben die Arbeitgeber an, dass ein hohes Einkommen für die junge Generation nicht so wichtig sei. Der Fragebogen unter den jungen Erwachsenen zeigt jedoch, dass sie ein hohes Gehalt höher schätzen als erwartet. Andere Anreize wie Lohnnebenleistungen, Firmenwagen sowie Mitarbeiterrabatte stoßen bei der jüngsten Generation auf begrenztes Interesse. Hier schätzen die Arbeitgeber die Attraktivität höher ein als die jungen Mitarbeiter. Ein deutliches Zeichen für das Streben der jungen Generation nach Sicherheit und Berechenbarkeit sind Betriebsrenten, die von der Generation Z noch mehr gewünscht werden als ein hohes Einkommen. Dies ist den Unternehmensvertreter nicht bewusst.
3. Ein festes Einkommen um Stress und Konkurrenz am Arbeitsplatz zu vermeiden
Eine leistungsorientierte Vergütung bedeutet harte Arbeit, wenn ein Arbeitnehmer mehr Geld verdienen möchte und weniger Planungssicherheit. Ein festes Einkommen könnte auch so verstanden werden, dass Mitarbeiter sich nicht so anstrengen und „die zusätzliche Meile“ gehen müssen. Unsere Befragung hat diese Annahme aber nicht bestätigt, eine variable Vergütung wurde von der Generation Z als sehr attraktiv angesehen. Die junge Generation ist motiviert härter zu arbeiten als bisher angenommen.
4. Wunsch nach festen Arbeitszeiten
Wir haben gefragt, ob die Generation Z lieber feste oder variable Arbeitszeiten hat. Hier ergab sich kein klares Bild – weder bei der befragten Generation Z noch bei den Arbeitgebern. Bei den Arbeitgebern besteht auch die Vermutung, dass sie zwischen der sehr flexiblen Generation Y und der weniger flexiblen Generation Z gar keinen Unterschied machen.
Die Teilnehmer wurden auch gefragt, ob sie bereit wären, Überstunden zu leisten, um berufliche Ziele zu erreichen. Die Mehrheit der Unternehmensvertreter hat den Eindruck, dass die junge Generation nicht dazu bereit ist – sei es aus Erfahrung oder als Vorurteil. Fast die Mehrheit der Generation Z sagt, dass sie (bedingt) bereit wären, Überstunden zu machen.
5. Work-life-separation
Der Generation Z wird nachgesagt, dass sie Beruf und Privatleben rigoros trennen möchte und ihren Arbeitstag beenden, sobald ihre Arbeitszeit vorbei ist und sie das Unternehmen verlassen. Auch das Homeoffice würde einer klaren Work-life-separation widersprechen. Das konnte so nicht bestätigt werden. Die Generation Z zeigte durchaus eine gewisse Bereitschaft, auch in ihrer Freizeit auf Telefon und E-Mails zu antworten. Bei der Frage nach dem Homeoffice scheint die Generation Z eher unentschlossen, lehnt es aber nicht strikt ab. Die Arbeitgeber hingegen sind davon überzeugt, dass das Angebot, von zu Hause aus zu arbeiten, von den jungen Mitarbeitern geschätzt wird.
6. Fester Arbeitsplatz
Vielleicht die verblüffendste Erkenntnis: Trotz des Trends zur Mobilität im Büro bevorzugt die Generation Z einen festen Arbeitsplatz. Bei der jungen Generation bevorzugen 90% der Teilnehmer ein Büro mit festen Schreibtischen. Die Arbeitgeber sind dagegen wieder unentschieden.
7. Bedarf an klaren Anweisungen
Aufgrund ihrer übermäßig beschützenden Eltern und eines Bildungssystems, das ihr Leben bisher klar strukturiert und geplant hat, wird oft gesagt, dass die Generation Z klare Anweisungen haben möchte. Eine knappe Mehrheit der Generation Z hat dem in unserer Befragung auch zugestimmt – wobei es sicher schwierig ist, den eigenen Bedarf an Anleitung objektiv zu beurteilen. Die Arbeitgeber sehen die junge Generation eher als unabhängig und nicht auf klare Anweisungen angewiesen an. Dies könnte ein weiteres Zeichen dafür sein, dass sie die Generation Z mit der Generation Y verwechseln – die bei weitem autonomer ist.
8. Bedarf an ständigem (positiven) Feedback
Der letzte Teil der Umfrage konzentrierte sich auf den Wunsch der Generation Z nach häufigem, ausschließlich positivem Feedback. Diese Annahme konnte durch die aktuelle Studie bestätigt werden. Die Mehrheit der jungen Erwachsenen geben an, dass es für sie wichtig ist, von ihrem Vorgesetzten Feedback zu erhalten. Diese Einstellung wird von den Unternehmensvertretern geteilt. Noch interessanter sind die Ergebnisse für die gewünschte Häufigkeit des Feedbacks. Die Mehrheit der Generation Z wünscht sich mindestens eine monatliche Beurteilung, einige sogar eine wöchentliche Beurteilung.
Wir haben uns auch angeschaut wie die Generation Z mit negativem Feedback umgeht. Die meisten sehen darin eine Chance zur Verbesserung – jedoch haben einige Unternehmensvertreter auch andere Erfahrungen gemacht. Die Mehrheit der Generation Z gibt auch zu, negative Rückmeldungen nicht zu akzeptieren ohne sich zu rechtfertigen. Einige Unternehmensvertreter haben auch den Eindruck, dass sich junge Erwachsene schlecht behandelt fühlen würden, wenn sie kritisiert werden. Die letzte Frage zielte genau auf den Punkt ab: Würde die Generation Z den Arbeitsvertrag kündigen, nachdem sie Kritik bekommen haben? Für ein Drittel der befragten Generation Z ist häufige Kritik ein Grund für eine Kündigung. Die Arbeitgeber sind skeptischer: Genau die Hälfte von ihnen schätzt, dass die Generation Z aufgrund häufiger Kritik das Unternehmen verlassen könnte.
Was folgt jetzt daraus?
Wenn alle Hypothesen basierend auf aktuellen Studien und der Literatur über die junge Generation, die der Umfrage zugrunde lagen, zuträfen, würden die Arbeitgeber auf eine träge, unreife Generation warten, die viel Aufmerksamkeit vom Vorgesetzten braucht, die nach Sicherheit strebt und eine Vermischung von Arbeit und Privatleben ablehnt. Die Studie zeigt jedoch, dass die Mehrheit dieser Bedenken nicht begründet sind. Die Generation Z scheint gut in die Arbeitswelt zu passen, zumindest diejenigen mit höherem Bildungsniveau, aus denen die Stichprobe überwiegend bestand.
Dennoch gibt es einige Missverständnisse und deshalb auch drei Empfehlungen für Arbeitgeber, die auch sorgfältig zwischen der Generation Y und der jüngeren Generation Z unterscheiden sollten.
Ein attraktiver Arbeitgeber werden
Die Generation Z sucht Unternehmen, die wirtschaftliche Stabilität und Sicherheit bieten. Die Unternehmen sollten – schon während des Bewerbungsverfahrens – eine klare Struktur und eine berufliche Perspektive anbieten. Und auch die Betriebsrenten sind ein spannender Aspekt für das Sicherheitsbedürfnis der jungen Generation, der von Arbeitgebern vernachlässigt wird.
Ein attraktives Arbeitsumfeld schaffen
Die Generation Z ist tolerant gegenüber modernen Arbeitszeitregelungen, schätzt flexible Arbeitszeiten und ist auch bereit, berufliche Aufgaben von zu Hause zu erfüllen – die Bereitschaft wird aber von den Arbeitgebern überschätzt. Die junge Generation ist weniger tolerant gegenüber flexiblen Desk-Sharing-Konzepten, sie möchten ihren eigenen Schreibtisch haben – etwas, was die Arbeitgeber so nicht erwarten.
Die Generation Z richtig führen
Die Studie zeigt, dass die Generation Z leichter zu managen ist als befürchtet. Dennoch sollten Vorgesetzte zumindest am Anfang viel Zeit mit den jungen Mitarbeitern einplanen. Eine Leistungsbeurteilung gehört für die meisten Arbeitgeber zur Routine. Zusätzlich sollte der Vorgesetzte regelmäßig Feedback geben – gerne auch informell. Ob negatives Feedback akzeptiert wird hängt sicher auch von der Art und Weise ab, in der Kritik geäußert wird. Insofern sollten Führungskräften z.B. durch Trainings unterstützt werden, wie sie auch ein schwierigeres Feedback gut rüberbringen können.
Photo by Mimi Thian on Unsplash
Mit Managementcoachings, Trainings und Vorträgen unterstütze ich Organisationen im Bereich Projektmanagement und Personalentwicklung. Dabei befasse ich mich vor allem mit Führungsthemen, sowie der Zusammenarbeit verschiedener Generationen und Kulturen. Mein Buch zum Thema „Projektmanagement im Gesundheitswesen“ ist im Springer Gabler Verlag erschienen.
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